Bischheim wurde
als Reihendorf von deutschen Siedlern während der Ostkolonisation
angelegt. Das schließt nicht aus, dass im Ort auch Sorben gelebt haben.
Denn nachweisbar ist, dass bis 1582 in der hiesigen Kirche auch in
sorbischer Sprache gepredigt wurde. Die erste schriftliche Erwähnung des
Dorfes liegt von 1225 vor (Cunradus de Bischofesheim = Siedlung des
Bischofs). Das Rittergut befand sich 1313 in den Händen einer
Seitenlinie der Herren von Kamenz und von 1382 bis 1438 besaßen es die
Herren von Kamenz selbst. Zu dem später selbständigen Gut gehörte von
der 819 ha großen Ortsflur etwa die Hälfte.
Bischheim zählte im
Mittelalter offenbar zu den wohlhabenden Dörfern. Denn in Verschuldung
geratene Bauern umliegender Orte nahmen nachweisbar Anleihen bei
Bischheimern auf.
Im Dreißigjährigen Krieg und durch die Pest hatten
die Bewohner sehr zu leiden. So starben zwischen 1631 und 1634 insgesamt
172 Personen, davon über die Hälfte Kinder und Jugendliche. Nach der
Landesaufnahme von 1656/57 lagen noch 4 Bauerngüter und eine
Häuslerstelle wüst.
Nach der Durchführung der Reformation, spätestens
seit 1565, erhielten in Bischheim die Kinder Unterricht im Lesen und
Schreiben. Lange Zeit musste man sich mit einem alten Schulhaus
begnügen, das schon 1671 als baufällig galt. Erst 1824 konnte man in ein
neues Gebäude, das frühere Gemeindeamt, einziehen. Da die Anzahl der
Schüler gewachsen war, kam 1869 die Niederschule dazu. Kurz vor dem
Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurde ein neues Schulhaus, die heutige
Grundschule, an der Schulstraße eingeweiht, das seit 1980 einen
Erweiterungstrakt besitzt.
Die meisten Häusler, die schon um 1750
die Bauern an Zahl überstiegen, waren Handwerker, Bandmacher und
Leinweber. Die Steinbrucharbeit kam erst 100 Jahre später zur
Entfaltung. 1910 wohnten in Bischheim 50 Steinarbeiter, aber nur noch 6
Weber. Seit 1983 erfolgte die Steinproduktion im Bischheim-Häslicher
Raum lediglich im Werk am Galgsberg, die dann Anfang der 90iger Jahre
eingestellt wurde.
Im früheren Rittergutpark im englischen Stil
wechseln Teiche, Grünflächen und ein prächtiger Baumbestand miteinander
ab. Die Anlage steht unter Schutz und dient auch als
Veranstaltungsgelände. Eine in einem kleinen hölzernen Rundtempel
befindliche Sandsteinstatue der Flora aus dem 18. Jhd. schmückt als
einzige erhaltene Plastik die Anlage.
Trotz mannigfacher
Veränderungen konnte Bischheim seinen ländlichen Charakter bis in die
Gegenwart bewahren. Eng verbunden mit der Landwirtschaft waren einst die
Wassermühlen. Die Gebäude der Obermühle am Ringweg und der Niedermühle
an der Feldstraße erinnern kaum noch an ihre ehemalige Funktion. Als
Baudenkmal blieb nahe beim Mühlengehöft eine Windmühle erhalten, die um
1865 erbaut wurde.
In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich seit 1933 ein Freibad und seit 1975 ein Sportstadion.
Nach
der Abtragung des Vorgängerbaus im Jahre 1803 errichtete man bis 1804
die jetzige Kirche. An der Ostwand liegt nach außen der Turm, der in
Firsthöhe in ein Achteck übergeht und den eine stumpfe Pyramide
abschließt. Zu den bemerkenswerten Ausstattungsstücken gehören neben dem
Kanzelaltar ein lebensgroßes bemaltes Holzkruzifix aus dem 18. Jhd.
sowie ein um 1680 entstandenes Gemälde, das die Augsburger Konfession
von 1530 darstellt.
Die Durchführung der Bodenreform von 1945
ermöglichte, das 425 ha große Rittergutsland zu parzellieren und an
landarme Bauern und Neusiedler aufzuteilen. Aus früheren Gutsgebäuden
entstanden Bauernhöfe, die jetzt meist umgebaut sind, so Am Park 1, 3,
5, 7, 9 und11.
Die erste örtliche LPG Typ I trug den Namen
"Haselbachtal". Sie schloss sich 1975 mit den Genossenschaften in
Gersdorf und Steina zusammen. Zwei Jahre später wurde die LPG
Pflanzenproduktion Bischheim gebildet, die die landwirtschaftliche
Nutzfläche der Gemeinden Bischheim-Häslich, Gersdorf-Möhrsdorf, Steina,
Friedersdorf, Oberlichtenau, Reichenbach und Reichenau bearbeitete. Die
Fläche umfasste im Jahre 1983 insgesamt 3370 ha, davon 77% Ackerland.
Letzteres war zu 49% mit Getreide, 16% mit Kartoffeln und 5% mit
Zuckerrüben bebaut. Der Rest war unter anderem mit Feldfutterfrüchten
bestellt.
Häslich fügt sich mit seinen Häusern an Bischheim nahtlos
an. Der Ort liegt am Haselbach, früher auch kleine Pulsnitz genannt, und
wird 1320 bzw. 1338 erwähnt (Hezelech = Ort am Haselbach bzw.
-gebüsch). Das einstige bäuerliche Waldhufendorf hat durch Ausbauten in
späterer Zeit sein Gesicht wesentlich verändert. Die wichtigste Ursache
dafür ist in der Entwicklung der Steinindustrie zu suchen. Die Anfänge
der Gewinnung und Verarbeitung des Westlausitzer Granodiorits lassen
sich im Häslicher Gebiet bis an das Ende des 18. Jhd. zurückverfolgen.
Um
1800 kam es dann zur Anlage des ersten Steinbruches auf gräflichem
Gebiet. Diesen pachtete 1848 J. C. Rietscher aus Wiesa, einer der
frühesten Steinbruchunternehmer der Gegend.
Bereits 1848 hatte die
Firma Sparmann ebenfalls einen Bruch eröffnet. Die Steinmetzen fertigten
in damaliger Zeit aus dem gewonnenen Granodiorit beispielsweise Tür-
und Fenstergewände, Säulen und Tröge. Im Jahre 1891 setzte die Firma
Rietscher erstmals Dampfkraft ein und ging dazu über, aus Abfällen
Großpflastersteine herzustellen.
1910 wurden 3 Kabelkräne mit
elektrischem Betrieb verwendet, und seit 1914 arbeitete die erste
Kleinpflastermaschine. Neben den bereits bestehenden Brüchen eröffneten
andere Unternehmen weitere, auch im benachbarten Bischheim.
Sowohl
Häslich als auch Bischheim entwickelten sich zu ausgesprochenen
Steinarbeiterortschaften. Durch die Zahlung besserer Löhne wurden im 19.
Jhd. Arbeiter aus Bayern und Österreich angelockt. Die Einwohnerzahl
stieg dadurch von 1850 bis 1910 um das Zweieinhalbfache. Viele Arbeiter
wohnen in Einfamilienhäusern, die aus verschiedenen Zeiten stammen.
Im
Jahre 1946 gründete man den VEB Granitwerk Häslich, neben dem Betriebe
verschiedener Eigentumsformen weiter bestanden. Sie wurden 1970 bzw.
1976 zum VEB Lausitzer Granit mit Sitz in Demitz-Thumitz zusammen
gefasst.
In den letzten Jahrzehnten verarbeiteten die Werktätigen in
Häslich das zunächst auf die Halden gekippte Gestein zu Schotter und
Splitt.
Infolge der Konzentration des Abbaus auf dem Bischheimer
Galgsberg hat der letzte Steinbruch 1983 seine Produktion eingestellt.
Geblieben sind jedoch überall die Spuren der Steinindustrie: Restlöcher,
Abraumhalden, einstige Anlagen oder deren Reste sowie funktionslos
gewordene Bauten. Die Natur nimmt langsam wieder von ihnen Besitz.
Bereits
am Ende des 14. Jhd. gab es in Häslich ein Rittergut, das sich um 1600
im Besitz der Familie von Schönberg auf Pulsnitz befand. "Das adlige
Haus und Vorwerk" brannte 1665 ab. Später gehörte das Anwesen als
Dominalgut zu Brauna.
Von alters her
gibt es im Ort die Haselbachmühle, Dorfstaße 3. Ihr Antrieb erfolgt
durch elektrischen Strom und Wasserturbinen. Wenn auch das bäuerliche
Element durch die Entwicklung der Steinindustrie stark zurücktrat, so
ist die Landwirtschaft auch weiterhin präsent.
Die
Entwicklung in den bis dahin selbständigen Gemeinden Bischheim und
Häslich vollzog sich annähernd übereinstimmend. Für die Landwirtschaft
wurde bei unterschiedlicher Bodenqualität jeder Quadratmeter genutzt.
Die
Steinbruchindustrie brachte für beide Orte massenhafte Beschäftigung.
Die Infrastrukturen waren entwickelt und das öffentliche
gesellschaftliche Leben funktionierte.
Gemeindegebietsreformen gab es
damals auch schon. Man wurde sich einig, ab 1.1.1969 als
Einheitsgemeinde weiter zu existieren. Ein Vereinigungsstein auf dem
Gutberg zeugt heute noch von der Willenserklärung, von nun ab den Weg
gemeinsam zu gehen.