Gersdorf und Möhrsdorf entwickelten sich aus zwei klassischen Straßendörfern mit Waldhufenfluren. Der Ortsteil Gersdorf ist in der Phase der Ostexpansion um 1170 entstanden.
28 Bauernstellen sind damals abgeteilt worden, die Einwohnerzahl wird mit etwa 140 Personen angenommen. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt 1225. In dieser Schrift wird ein "blebani" (= Pfarrer) namens Gotfridus de Gerlagesdorf erwähnt. Der Ort unterstand einer Lehnsherrschaft, verwaltete sich aber selbst und besaß eigene Gerichtsbarkeit. Jeder Bauer hatte eine Hufe mit etwa 25 ha Land, so auch der Pfarrer. Nur der Siedelmeister, der als Torbauer bekannt wird, durfte eine Doppelhufe haben,
Die Ersterwähnung des Ortsteiles Möhrsdorf dürfen wir auch 1264 einordnen. In Möhrsdorf teilten sich das Land 12, vielleicht auch nur 11 Bauernfamilien. Eine Hufe war etwas größer als in Gersdorf. Ein Siedlermeister, der eine Doppelhufe bekam, lässt sich nicht nachweisen. Auch gemeinsame Flächen, die sogenannten Allmende, sind nicht bekannt. Die Forderungen des Adels an Erbzins und Frondiensten waren anfangs noch gering. Die Lage verschlechterte sich durch den Hussitenkrieg. 1429 soll Gersdorf völlig niedergebrannt worden sein; urkundliche Beweise darüber fehlen aber. Laut Urbar von 1616 (= Abgaben- und Zinsregister) leben im Ort 24 Bauern, 6 Gärtner (= Wirtschaften), davon ein Kretschmar (= Gastwirt), ein Müller und 4 Häusler. Ein Häusler ist Schmied.
Von 1618 bis 1648 tobt der 30jährige Krieg im Land. Schlimmste Jahre sind von 1631 bis 1634. Truppendurchzüge verrohter Soldaten und die Pest raffen die Dorfbewohner dahin. Bauerngüter verwaisen, Felder liegen brach, die Bevölkerung stirbt um ein Drittel aus.
Diese Gelegenheit nutzen die Feudalherren und bilden auf den geschwächten und verwaisten Bauernstellen Vorwerke. Die Herrschaft von Wohla errichtet das Vorwerk Niedergersdorf und die Herrschaft von Rehnsdorf Obergersdorf. Beide Vorwerke werden später zu Rittergütern erhoben, die aber in ihrer Größe bescheiden blieben. Auch in Möhrsdorf bestand um 1663 ein Rittergut. 1684 wird der Ort Gersdorf in Ober- und Niedergersdorf geteilt. In der Folge werden die Abgaben ständig erhöht. Zwischen den Lehnsherren und der Landbevölkerung nehmen die Reibereien und Prozesse stetig zu; die bäuerliche Gerichtsbarkeit wird bedeutungslos.
Die ersten Leinweber erscheinen in Gersdorf um 1600 und in Möhrsdorf um 1700.
Gersdorf wurde ein Leinweberdorf, Möhrsdorf aber nicht,
Schon aus dem Jahr 1664 sind Ausgaben für ein Schulhaus bekannt. Es handelt sich um das sogenannte Rennau'sche Haus, dass das Geburtshaus der Mutter Ernst Rietschels ist. Unweit davon stand bis 1902 die alte Pfarre, in der die Mutter von Gotthold Ephraim Lessing das Licht der Welt erblickte. Der Ortsmittelpunkt in Gersdorf mit Kirche, Pfarre, Schule und Brauschänke war auch das kulturelle, geistige Zentrum. 1829 wird allerdings ein neues einstöckiges Schulhaus an der Elstraer Straße errichtet, was nicht lange Bestand hat und schon 1863 neu erbaut werden muss.
Auch der Ortsteil Möhrsdorf erhielt im Jahr 1829 eine Schule. Dem war vorausgegangen, dass es den eingepfarrten Dörfern Weißbach und Möhrsdorf freigestellt war, sich selber eine Schule zu bauen.
Das Jahr 1832 wird für die Bauern ein ereignisreiches; sie können sich von ihren Abgaben und Diensten freikaufen. Das bringt ihnen für die Bewirtschaftung der Felder und für die Tierhaltung großen Nutzen.
Ab 1850 beginnt der industrielle Steinabbau in unserer Region. Hausweber wandern in die Steinbrüche der Umgebung; die Arbeit ist zwar hart aber lohnender. Andere finden Beschäftigung in den Industrieorten Kamenz, Pulsnitz und Großröhrsdorf. Die 1871 eingeweihte Eisenbahnstrecke Radeberg-Kamenz begünstigt, in diese Orte zu gelangen. Indes nimmt die Hausweberei in Gersdorf rapide ab.
Vor 1900 bis zum 1. Weltkrieg ist die Zeit der Vereinsgründungen. 1905 formiert sich auch die Freiwillige Feuerwehr Gersdorf. Die Geselligkeit in den Vereinen und auch in der Feuerwehr nimmt nun einen bedeutenden Platz ein. Man muss darin auch eine kulturelle Bereicherung sehen. Beide Weltkriege hemmten die Entwicklung und brachten in fast jedes Haus großes Leid. Durch die Kriegswirren brannte am 20. April 1945 die Dorfkirche mit ihrem schönen Dachreiter ab. Die Bodenreform hatte für Gersdorf nur eine Randbedeutung, weil die beiden Rittergüter nicht aufgeteilt wurden. Mit der Gründung der LPG im Jahre 1953, die die Großraumwirtschaft einleitete, zerschnitt man eine einzelbäuerliche Betriebsweise, die seit der Besiedlung Bestand gehabt hatte. Neue landwirtschaftliche Bauten prägen nun das Gesicht des Ortes.
Am 14. Februar 1958 besiegelten die Gemeindevertreter von Möhrsdorf mit 7 zu 3 Stimmen den Zusammenschluss der Gemeinden Gersdorf und Möhrsdorf.
In DDR-Zeiten entstanden ein neues ansprechendes Schulhaus (1 963), 9 Wohnblocks (1 972 bis 1982), ein Einkaufszentrum (1979), eine Schulsporthalle (1987) und eine Anzahl Einfamilienhäuser.
Tiefergehende Erkenntnisse vermitteln uns die Chronik unserer Gemeinde sowie eine Ortsbeschreibung mit historischen Ansichten.
Quelle: Chronik Kurt Hartmann
Autor: Joachim Hoche